Michael schwebt über den Dingen

Er ist charmant und rhetorisch gewandt, sieht gut aus und ist Landesmeister im Tanzen. In der Schule und im Studium war Michael immer sehr beliebt. Die Stimmen, die ihn als arrogant bezeichnet haben, hat er nie gehört. Sein Vater ist ein hochrangiger Soldat, der seinen Sohn mit einer Extra-Portion Selbstbewusstsein erzogen hat, denn aus ihm sollte schließlich mindestens so ein strammer Kerl werden wie aus ihm. Also ist Michael in seinen ersten Job mit Vollgas und der festen Überzeugung, dass ihm die Welt offensteht, gestartet. Zumindest glaubt er, dass die Arbeitswelt nur auf ihn gewartet hat. Durch seine Schmeicheleien hat er schnell die Sekretärinnen der Geschäftsführung für sich gewinnen können, und gegenüber seinen männlichen Kollegen hat er immer einen Macho-Spruch über die „heißen Vorzimmer-Tussies“ auf Lager. Mit seinen 25 Jahren tritt er so selbstbewusst auf, wie er seinen Vater mit Ende fünfzig erlebt. Schließlich will er, dass sein Vater stolz auf ihn ist und strebt ebenfalls eine steile Karriere an. Selbstverständlich „bringt er sich ein“, wenn er Missstände in der Arbeit entdeckt und weist die Kollegen und auch seinen Chef durch Verbesserungsschläge kurz und präzise darauf hin, wie sie es anders machen müssen. Weil die Kollegen kein Verständnis für den Jungspund haben, der glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, bekommt er hier und da auch mal Kritik zu spüren. Diese allerdings prallt äußerlich an ihm ab, denn Michael weiß, dass er für Höheres berufen ist. Und so denkt er sich, dass all die Unwissenden um ihn herum seine Genialität und geistige Überlegenheit nur noch nicht erkannt haben. Aber das werden sie schon noch …